Telouet – Ein charmantes Dorf in der Hochebene

Telouet
Telouet

Das kleine Dorf Telouet mit seinen ca. 800 Einwohnern liegt in südwestlicher Richtung auf einer Hochebene (1870m) des Hohen Atlas Gebirges. Es ist der Stammessitz der Berberfamilie der Glaoua. Bekannt ist Telouet vor allem für die Kasbah Telouet, auch Dar Glaoui genannt, ein traditionelles marokkanisches Bauwerk, das in früheren Zeiten als Zwischenstopp für Handelskarawanen diente. Des Weiteren diente die Kasbah auch als königliche Residenz für die Glaoua, sie kann immer noch besichtigt werden, verfällt allerdings allmählich.

Das Dorf besteht im Wesentlichen aus ein- und zweigeschossigen kleinen Gehöften mit Innenhof, in welchen früher jeden Abend das Vieh eingesperrt wurde. Diese sind aus traditionellen, regionalen Materialien, wie Schilf und Lehm konstruiert. Die Bewohner des Dorfes lebten über Jahrhunderte weitgehend als Selbstversorger und bestellten ihre Felder. Heute arbeiten die meisten männlichen Einwohner in den nördlichen Städten, wie Marrakesch, oder betätigen sich als Hotelier sowie Touristenführer. Die Frauen verrichten überwiegend die Hausarbeiten in der dörflichen Heimat.

Ein unscheinbares Bergdorf mit einer großen Geschichte

Über Jahrhunderte war Telouet ein unbedeutendes Bergdorf im Hohen Atlas. Erst durch die Taten eines Mannes – Thami El Glaoui – in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Ort bekannt. Im Gegenzug für das Asyl von Sultan Moulay Hassan, der in Schwierigkeiten geraten war, erhielt Thami El Glaoui weitreichende Freiheiten in der Region südlich des Hohen Atlas. Durch einen Pakt mit den französischen Kolonialherren sicherte sich El Glaoui schließlich den Titel des “Pascha von Marrakesch” und erhielt die Kontrolle über den Großteil des Südens von Marokko. Die Ruine der Kasbah von Telouet zeugt noch heute vom Glanz dieser Herrschaft.

Ksar in Telouet
Blick aus dem Ksar in Telouet

Die berühmte Kasbah von Telouet

Die uralt wirkende Kasbah von Telouet wurde tatsächlich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet. Sie steht auf einer Erhebung außerhalb des Dorfes und dominiert das Blickfeld. Große Teile der Kasbah sind aus Lehmziegeln errichtet, welche für das südliche Marokko eher ungewöhnlich sind. Früher war das Bauwerk weiß angestrichen, ein weiteres sehr unübliches Merkmal. Seit der marokkanischen Unabhängigkeit 1956 ist die Kasbah unbewohnt und verfällt allmählich. In den Jahren 2010 und 2011 wurden einige Maßnahmen zur Instandhaltung durchgeführt, diese zögern den Verfall aber allenfalls heraus.
Besucher können im Inneren der Kasbah eine durchaus aufwendige Einrichtung und ausgefallenes Kunsthandwerk mit islamischer Prägung bewundern. Nach dem eher unscheinbaren Eindruck der Außenseite, wird man hier ins Staunen versetzt. Ein halbes Jahrhundert nach Aufgabe des Bauwerkes findet man hier immer noch sorgfältig gestrichene Salons, hell leuchtende Zellji-Fließen und ein Labyrinth aus Gängen mit verschlossenen Türen. Die Decken sind mit Safron und Hennafarben ausgeschmückt und fein bemalt. Unter den frei zugänglichen Räumen befinden sich der Harem, die Küchen, das Kino und die Dachterasse der Kasbah. Der Aufstieg zur Dachterrasse ist ein wenig riskant, bietet aber einen hervorragenden Blick auf die historischen Innenhöfe der Kasbah.

Anreise nach Telouet von Marrakesch aus

Nach Telouet gelangt man nur mit dem Auto, wenn man Marakkesch in südöstlicher Richtung verlässt. Der Weg führt über eine zwar asphaltierte, aber mit Schlaglöchern übersäte Straße, welche kurz hinter dem auf 2260 Metern Höhe gelegenen Tizi n’Tichka-Pass nach Osten abzweigt. Wer genug von Telouet gesehen hat, kann weiter über eine seit 2011 asphaltierte Straße durch das landschaftlich schöne Ounila-Tal in Richtung Ait Benhaddou fahren.

Karte: Ait Ben Haddou

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